Als ich 13 war machte unser Bio-Lehrer mit uns ein Experiment. Er wollte demonstrieren, wie sich unsere Pupillen in der Dunkelheit erweitern. Er ließ die Jalusien herunter und schaltete das Licht aus. Plötzlich war es stockfinster und wir konnten nichts mehr sehen. Die nächsten Minuten waren schrecklich. Ich hatte panische Angst. Ich hatte ein Feuerzeug in der Tasche und hielt es fest umklammert. Mein einziger Gedanke war: „Ich kann Licht machen. Ich kann Licht machen…“
Meine Klassenkameraden um mich herum verhielten sich entspannt. Sie machten Scherze, lachten und wirkten unbeschwert. Heute denke ich, dass es einigen von ihnen wahrscheinlich ähnlich wie mir erging, aber davon bekam ich in dem Moment nichts mit. Damals hielt ich mich eigentlich für mutig und stark, aber dieses Erlebnis erschütterte mich tief. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, als die Schulstunde zuende war und wir den Raum verließen. Ich war verstört und sagte kein Wort. Es war, als ob ich neben mir ginge. Alles fühlte sich fremd und irreal an.
Hätte mir damals jemand glaubwürdig vorhergesagt, dass ich einige Jahre später im Alter von 24 Jahren plötzlich erblinden würde, hätte ich wahrscheinlich hysterisch gelacht und mit der Planung meines Suizids begonnen. Wenn man dieses traumatische Schulerlebnis bedenkt, kann man sich eigentlich nur wundern, wie gut ich später mit dem einhundertprozentigen Verlust meines Augenlichts zurecht kam. Weiterlesen „DUNKELANGST: Wenn aus Unbehagen Panik wird“ →