Diese Website dient mir als Möglichkeit, kreativ sein zu können. Irgendwo zwischen Selbsthilfe und Selbstdarstellung, Engagement und Forschung, Spielerei und Sammeltrieb, Privatprojekt und Community.
Wer mich nicht näher kennt, sieht in mir oft nur einen „Blinden“, nicht aber den Menschen oder Mann. Um das zu ändern, habe ich aufgeschrieben, wer ich auch noch bin, was ich mag, was ich gerne mache und was ich gerne noch mal machen würde. Ich hoffe, so ein vollständigeres Bild von mir zeichnen zu können. Es ist schwierig, über sich selbst zu schreiben, aber ich habe es trotzdem versucht: Über mich
— Per Busch
Ich habe meist kein Problem damit, nichts zu sehen.
Aber oft damit, wie ich gesehen werde.
Das Fernassistenzprojekt
Alle blinden Menschen kennen das: Man ist gerade voller Tatendrang, aber wegen einer Kleinigkeit kommt man alleine nicht weiter und keiner ist da, um kurz zu helfen. Ähnliche Probleme haben auch anderweitig eingeschränkte Menschen. Mit Fernassistenz kann man viele Dinge zu seinen eigenen Bedingungen erledigen und zu seiner eigenen Zeit.
Im Sommer 2022 habe ich zusammen mit anderen ein Projekt gestartet. Wir wollen eine Plattform für professionelle Fernassistenz entwickeln und barrierefreie Arbeitsplätze schaffen. In englischsprachigen Ländern hat sich Fernassistenz bereits seit einigen Jahren als ein wertvolles Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen bewährt, könnte aber auch für Senior*innen und Menschen mit Lernschwierigkeiten, Orientierungsproblemen, erhöhtem Sicherheitsbedürfnis oder ungenügenden Computerkenntnissen hilfreich sein. Mehr dazu auf der Fernassistenz-Projektseite.
Mobilität
Seit 2007 beschäftige ich mich intensiv mit verschiedenen Aspekten von Barrierefreiheit, auf Englisch Accessibility genannt. Dazu gehören auch Mobilitätsthemen wie satellitenbasierte Navigation für blinde Fußgänger, barrierefrei bedienbare Smartphones, barrierefrei zugängliche Natur, 3D-gedruckte Karten, E-Rikschas für mobilitätseingeschränkte Menschen und seit Neustem auch Fernassistenz.
Auf folgender Seite habe ich zusammengefasst, welche Mobilitätsbarrieren sich mit Fernassistenz überwinden lassen und wem das hilft. Es geht um das Recht auf Mobilität, einen barrierefreien Zugang zu Informationen und Mobilitätsdaten, visuelles Dolmetschen, Erklärungen in einfacher Sprache, die aktuelle rechtliche Situation und einen völlig neuen Lösungsansatz:
Barrierefreie Mobilität weiter denken
Blind im Wald
Nachdem ich 1993 erblindete, war mein größter Traum, mich wieder alleine und unabhängig in der Natur bewegen zu können. 2011 wurde dieser Traum dank GPS und blind bedienbaren Smartphones dann wahr. Das hat meine Lebensqualität enorm verbessert! Warum ich den Wald liebe, wie ich dort stundenlang alleine blind wandern kann, was ich dabei erlebe, welche Herausforderungen es gibt und was mich dort besonders interessiert: Blind im Wald
Von 2020 bis 2021 setzte ich mich mittels einer Petition an den Hessischen Landtag erfolgreich für den Erhalt der taktilen Orientierungshilfe auf Deutschlands ältestem Blinden-Waldwanderpfad ein. Mit meinen Argumenten konnte ich zuerst Experten und Juristen und schließlich auch Politiker*innen und das Hessische Umweltministerium überzeugen. Ein Stück Inklusionsgeschichte konnte bewahrt werden. Viele Menschen wurden für das Thema der Barrierefreiheit in Wald und Natur sensibilisiert. Mehr dazu in diesem Interview für die Kobinet-Nachrichten.
Für dieses und meine anderen Waldprojekte wie das Rikscha-Projekt, das Waldgeschichten-Projekt und die Harleswald-Website erhielt ich im September 2021 einen Preis von der Initiative „Offen für Vielfalt, geschlossen gegen Ausgrenzung“.
Du bist blind, wenn…
Ich lese im Web immer wieder Beiträge von blinden Menschen, die ihre Erfahrungen mit wenigen Worten witzig auf den Punkt bringen. Ich finde es faszinierend und hilfreich zu wissen, dass andere überall auf der Welt Ähnliches erleben und oft über die gleichen Dinge lachen oder von ihnen genervt sind und dass, obwohl wir ansonsten doch alle sehr unterschiedlich sind. Ich habe versucht, diese typischen Begleiterscheinungen der Blindheit verallgemeinert und zugespitzt in einzelnen Sätzen zu verdichten.
Über Vorteile, Sehende, Typisches, Anekdoten, Blindenführhunde und Partnerschaftstauglichkeit, ergänzt mit Zitaten und amüsanten Tweets blinder Twitterautoren, Blindenwitzen, englischsprachigen Blind Jokes und Bildbeschreibungen behinderter Cartoons.
„Meine Blindheit macht mich nicht traurig, Sehende manchmal schon“
Während der Entstehung von dubistblind.de fiel mir neben dieser Doppeldeutigkeit auf, dass viele typische Probleme blinder Menschen sozialer Art sind und vielleicht auch mit der evolutionär entstandenen und einst sinnvollen Angst vor Dunkelheit zusammenhängen. Jeder Mensch kennt das Gefühl zwischen Beklemmung und Angst, wenn man im Dunklen plötzlich nichts mehr sieht. In der Dunkelheit fühlen sich Sehende oft unbehaglich, unwohl, angespannt, nervös, mulmig, orientierungslos, unsicher, wehrlos, hilflos, abhängig, ausgeliefert, gefangen, eingesperrt, isoliert, alleine, machtlos, passiv, ohnmächtig, eingeschüchtert, nicht gut.
Beeinflußen unbewusste Angsterinnerungen, wie sehende Menschen sich das Leben blinder Menschen vorstellen? Was sind Urängste? Warum gibt es sie? Welche Ängste haben Tier und Mensch gemeinsam? Welche Ängste kennt schon jedes Kind? Welche realen Gefahren gibt es im Dunkeln? Wie gehen sehende Menschen mit ihrer Dunkelangst um? Welche Bewältigungsstrategien haben sie? Was unterscheidet Blindheit von anderen Behinderungen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Berührungsängsten gegenüber blinden Menschen und der allen Menschen bekannten Angst im Dunkeln? Mit diesen und ähnlichen Fragen möchte ich mich künftig intensiver in meinem Blog beschäftigen. Erste Erläuterungen meiner Thesen finden sich auch in diesen englischsprachigen Tweets.
In einer repräsentativen Umfrage von 2016 gaben 80% sehender Menschen an, Mitleid mit Blinden zu haben. 74% glaubten nicht, dass sie noch glücklich sein könnten, wenn sie blind wären. 53% fühlen sich in der Nähe blinder Menschen unbehaglich. 46% konnten sich kein schlimmeres Schicksal vorstellen, als blind zu sein.
Ich mag die 54%, die sich Schlimmeres als Blindheit vorstellen können. Ich mag Menschen, die mir ohne übertriebene Unsicherheit, Ängste und Fürsorge begegnen. Ich habe meist kein Problem damit, nichts zu sehen. Aber damit, wie ich gesehen werde!
Unwissenheit, Unsicherheit, fehlende Erfahrung und Mitgefühl mit blinden Menschen sind unvermeidbar und ganz normal. Offen gezeigtes Mitleid, übergriffige Fürsorge und Bevormundung müssen aber wirklich nicht sein.
Fazit: Für mich ist es ein Trost, dass viele andere Blinde überall auf der Welt täglich das Gleiche erleben und dass das gefühlsgesteuerte Verhalten meiner sehenden Mitmenschen ganz normal ist. Man kann es leider kaum ändern, aber wenigstens verstehen. Dann tut es weniger weh und es kann einen nicht mehr so leicht verletzen.
Warum kommen Blinde nicht in die Hölle?
Weil der Teufel Angst hat, dass sie ihm auf den Schwanz treten.😎
Oder mit anderen Worten: Sogar der Teufel hat Vorurteile und Berührungsängste. Ob er wohl auch Angst im Dunkeln hat?😨
Ich habe die Studie zu der repräsentativen Umfrage übersetzt, stark bearbeitet zusammengefasst und mit einigen Links ergänzt. Wer sich traut, findet sie hier.
Beschreibung des Banners von dubistblind.de
Weil die armen Sehenden auch immer noch was zum Angucken brauchen, haben nette Menschen mir geholfen, meine Idee eines Logos für das Banner sichtbar zu machen. Links sieht man 3 schwarze, im Dreieck angeordnete Smileys auf gelbem Grund, die wie die 3 schwarzen Punkte des klassischen Blindenzeichens wirken sollen. Diese sehr einfachen Smileys zeigen die Emotionen Freude, Traurigkeit und Überraschung, die zu den Inhalten von #Dubistblind passen.
:) :( :O
Der gelbe Hintergrund läuft von links nach rechts in Balken aus, die immer heller werden und in ein Weiß übergehen. Auf der rechten Seite befindet sich eine farbige Vektorgrafik, die einen lächelnden Mann mit Blindenführhund zeigt. Dahinter wurde mit weichen Pinselstrichen ein himmelblauer Hintergrund platziert. Das Ganze soll einen positiven Eindruck machen und optimistisch und gutgelaunt wirken.