Gesundheit und Fernassistenz

Der Zugang zu Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht. Das sollte auch für Menschen mit Beeinträchtigungen gelten, wird aber oft durch Barrieren erschwert oder verhindert. Das oberste Ziel muss stets sein, Barrieren vollständig abzubauen. Wo das jedoch nicht möglich ist oder für die Verantwortlichen eine „unverhältnismäßige Belastung“ darstellen würde, sollten Betroffene dabei unterstützt werden, Probleme selbstständig mit Hilfsmitteln wie Fernassistenz lösen zu können.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach sagte im Oktober 2023: „Es kann unterschiedliche Hindernisse geben, die Menschen den Zugang zur Versorgung erschweren. Das wollen wir ändern. Zusammen mit Experten und Betroffenen werden wir deshalb einen Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen erarbeiten.“

Das Fernassistenz-Projekt hat seine kurzgefassten Vorschläge in das aktuelle Beteiligungsverfahren des Bundesgesundheitsministeriums eingebracht. Diese werden nachstehend ausführlich erläutert.

Welche Probleme im Gesundheitswesen lassen sich mit Fernassistenz lösen?

Die über 500.000 blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland könnten Fernassistenz beispielsweise bei der Überwindung von Barrieren in folgenden Bereichen einsetzen:

  • Medizintechnische Produkte (Displays ablesen, Bedienelemente verstehen, Einstellungen vornehmen, Anleitungen barrierefrei zugänglich machen).
  • E-Health (E-Patientenakte, E-Rezept, Medikationspläne, Disease-Management-Programme, Telemedizin, Apps und andere digitale Angebote).
  • Diabetes-Selbstmanagement (nicht barrierefrei nutzbare Blutzuckermessgeräte, Pens, Insulinpumpen, Blutglukosemesssysteme, diabetesbezogene Apps).
  • Selbsttests (Covid-Schnelltest, Tests mit Blut-, Stuhl- und Urinproben, Gerinnungs- und Blutzuckermanagement, Schwangerschaftstest).
  • Visuelle Selbsteinschätzungen (Überprüfung von Wunden und sichtbaren Krankheitssymptomen, Farbe von Urin, Stuhl und des Auswurfs bei Husten).
  • Mobilität (Wege zu Gesundheitsversorgern finden, Orientierung in Gebäuden).
  • Überlastungsängste des Personals in Gesundheitseinrichtungen aufgrund von Unwissenheit über die Fähigkeiten blinder Menschen.

Eine andere Zielgruppe sind Menschen mit Lernschwierigkeiten oder unzureichenden Deutschkenntnissen. Diese stoßen im Gesundheits- und Pflegebereich häufig auf Sprach- und Verständnisbarrieren.

Wie funktioniert professionelle Fernassistenz?

Um zu verstehen, wie man Barrieren bei der Gesundheitsversorgung mit dem universellen Hilfsmittel Fernassistenz überwinden kann, muss man verstehen, wie die Technologie und der Service des US-amerikanischen Fernassistenz-Pioniers Aira funktioniert. Ausführliche Informationen dazu gibt es auf der Aira-Spezialseite.

Da Aira nicht plant, den Service auch in Deutschland anzubieten, wurde das Fernassistenzprojekt gegründet. Ziel ist die Entwicklung eines gemeinnützigen bundesweiten Service, der blinde, sehbehinderte, ältere und kognitiv eingeschränkte Menschen über eine App mit gut ausgebildeten, vertrauenswürdigen Assistenzkräften verbindet und bei Orientierungs-, Lese- und Verständnisschwierigkeiten und der Überwindung digitaler Barrieren hilft. Menschen aus den Zielgruppen sind maßgeblich an der Konzeption und Entwicklung des Service beteiligt.

Fernassistenz kann immer dann eingesetzt werden, wenn die reale Anwesenheit eines anderen Menschen nicht notwendig ist. Mittels einer App kann man sich jederzeit und niedrigschwellig Augen und Sachverstand von professionellen Fernassistenzkräften leihen. Diese sehen durch die Kamera der Nutzer und deren Standort auf einer Karte. Sie geben Navigationshinweise, beschreiben, recherchieren, erklären, lesen vor oder bedienen die Geräte der Kunden mit Tools wie TeamViewer aus der Ferne. Eine Chat-Funktion macht den Dienst auch für taubblinde Menschen zugänglich.

Ziele des Fernassistenz-Projekts

  • Menschen mit Orientierungsproblemen sollen selbstbestimmt Wege zu Gesundheitsversorgern finden und sich auf dem Gelände und in den Gebäuden alleine fortbewegen können. Sie sollen dort allgemein selbstständiger werden, wodurch auch das Personal entlastet würde.
  • Menschen mit Beeinträchtigungen sollen nicht barrierefreie digitale Angebote und Präventionsleistungen nutzen können.
  • Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven Einschränkungen oder unzureichenden Deutschkenntnissen sollen von besonders geeigneten Fernassistenzkräften mittels Sprachmittlung bei der Überwindung von Kommunikations- und Verständnisbarrieren im Gesundheits- und Pflegebereich unterstützt werden.
  • Blinde und sehbehinderte Menschen sollen selbstständig medizintechnische Produkte benutzen können, z.B. bei Problemen mit Displays, Touchscreens, Sensortasten, Apps und Bedienungsanleitungen.
  • Blinde und stark sehbehinderte Menschen sollen eigenständig medizinische Tests wie Covid-Selbsttests durchführen können. In den USA und Großbritannien ist das bereits möglich.

Studie zu Fernassistenz und Gesundheitsversorgung

Ein Student des Studiengangs Public Health an der Hochschule Fulda schrieb seine Masterarbeit über die Möglichkeiten und Grenzen von Fernassistenz für eine barrierefreiere Gesundheitsversorgung. Die Forschungsfrage der im Februar 2024 abgeschlossenen Arbeit lautete: Mit welchen Barrieren sehen sich blinde und sehbehinderte Menschen in der deutschen Gesundheitsversorgung konfrontiert und wie kann digitale Fernassistenz beim Überwinden der Barrieren unterstützen?
Es ist noch nicht klar, ob die Arbeit auch veröffentlicht wird. Weitere Infos auf Anfrage: per.busch @ fernassistenz.de

Fördermöglichkeiten

Mit Fernassistenz lassen sich Defizite bei der Gesundheitsversorgung beheben und Versorgungsqualität und Effizienz steigern. Für die Entwicklung eines Fernassistenzservice und begleitende wissenschaftliche Forschung gibt es folgende Fördermöglichkeiten:

  • Der Innovationsfonds fördert neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung. Die Mittel stammen von den gesetzlichen Krankenkassen und dem Gesundheitsfonds: innovationsfonds.g-ba.de
  • Das Forschungsprogramm „Miteinander durch Innovation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördert die Entwicklung interaktiver Technologien, die Gesundheit und Lebensqualität verbessern: interaktive-technologien.de
  • 10 weitere Fördermöglichkeiten durch die öffentliche Hand für die Entwicklung eines Fernassistenz-Service aus den Bereichen Mobilität, Arbeit, Elternassistenz und Selbstständigkeit im Alter.

Einsatzmöglichkeiten von Fernassistenz im Gesundheitswesen

Medizinische Selbsttests

Blinde und sehbehinderte Menschen sind zwar in der Lage, solche Tests selbstständig durchzuführen, aber sie können die Testergebnisse nicht ablesen und sind daher auf die Hilfe anderer bei der visuellen Interpretation von farbigen Linien oder anderen Markern auf den Teststreifen angewiesen.

Wenn sie einen Covid-Schnelltest, Blutgerinnungs- oder Schwangerschaftstest machen möchten oder andere Tests mit Proben von Blut, Stuhl oder Urin durchführen und auswerten wollen, müssen sie zwangsläufig auf ihre Privatsphäre verzichten. Viele Betroffene leben relativ vereinsamt und haben niemand, den sie bei solchen sensiblen Aufgaben fragen könnten oder möchten. Es ist ihnen äußerst unangenehm, bei so etwas um Hilfe bitten zu müssen. Also machen sie es oft nicht, obwohl sie es eigentlich gerne täten. Mit einem zuverlässigen und vertrauenswürdigen Fernassistenzservice und gut ausgebildeten Fernassistenzkräften könnte man dieses Problem lösen.

Beispiel Covid-Schnelltests

Antigen-Schnelltests können zuhause ohne Hilfe von medizinischem Personal durchgeführt und ausgewertet werden. Sie haben eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des Corona-Virus gespielt. Die Tests sind aufgrund ihrer Einfachheit, Bequemlichkeit und privaten Anwendbarkeit weltweit sehr beliebt geworden.

In den USA und Großbritannien haben blinde und sehbehinderte Menschen die Möglichkeit, solche Tests selbstständig und unter Wahrung ihrer Privatsphäre durchführen und auswerten zu können, in Deutschland leider (noch) nicht. Eines der Ziele des Fernassistenz-Projekts ist, das zu ändern.

Während der Corona-Pandemie hat die US-amerikanische Selbsthilfeorganisation NFB blinden und sehbehinderten Menschen leicht durchführbare Antigen-Schnelltests zugänglich gemacht und barrierefreie Anleitungen in verschiedenen Formaten bereitgestellt. Mitarbeiter des Fernassistenz-Anbieters Aira halfen dann kostenlos bei den Tests und interpretierten die Ergebnisse. Quelle: National Federation of the Blind

2022 hat die britische Gesundheitsbehörde zusammen mit der Selbsthilfeorganisation RNIB und anderen einen ähnlichen Service eingerichtet, der es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglicht, zuhause selbstständig Covid-Schnelltests durchführen zu können. Über die Fernassistenz-App von Be My Eyes unterstützen speziell geschulte Mitarbeitende des staatlichen Gesundheitssystems NHS bei der Bestellung der Testkits, der Durchführung der Tests und der Auswertung der Ergebnisse. Quelle: gov.uk

The lack of accessible COVID-19 testing options puts millions of people in a difficult and dangerous situation. Technology can bridge this gap.

Diabetes-Selbstmanagement

Da die Krankheit Diabetes mellitus oft zu einer Sehverschlechterung führt, gibt es viele blinde und sehbehinderte Diabetes-Patient*innen. Für die tägliche Selbsttherapie notwendige Blutzuckermessgeräte, Insulin­pumpen, Insulinpens, Blutglukosemesssysteme oder diabetesbezogene Apps sind dderzeit meistens aber nur für sehende Menschen geeignet. Blinde und sehbehinderte Menschen sind daher oft auf kontinuierliche Unterstützung durch Angehörige oder Pflegedienste angewiesen. Dies verursacht Kosten und erzeugt Abhängigkeiten. Und das nur wegen medizinischen Geräten, die nicht barrierefrei sind.

Zitat von der Diabetes-Infoseite des DBSV:

Eine bedarfsgerechte Versorgung mit medizintechnischen Hilfsmitteln für die lebenslange Selbsttherapie des Diabetes mellitus ist für sehbehinderte und blinde Menschen aktuell nicht gewährleistet.

Bedienung von technischen Geräten

Moderne Geräte haben heutzutage statt fühlbaren Druckknöpfen, Kipp- und Schiebeschaltern immer öfter Touchscreens oder Sensortasten. Sie setzen allein auf den Sehsinn. Was für die einen modern und gut zu bedienen ist, stellt blinde und sehbehinderte Menschen vor ein großes Problem.

3 Zitate

Fernassistenz-Nutzer: „Ich habe heute ein neues Blutzuckermessgerät mit Sprachausgabe bekommen. Nachdem ich es eingeschaltet hatte, blieb das Gerät jedoch stumm. Ich konnte mit der Inbetriebnahme nicht weitermachen. Also rief ich bei Aira an. Der Agent suchte online nach Informationen über das Gerät und konnte mir helfen, die richtigen Einstellungen vorzunehmen. Ich bin dem Aira-Mitarbeiter wirklich dankbar, dass er mir geholfen hat, mein Wundergerät fertig einzurichten. Ich schätze wirklich alles, was Aira tut, um uns das Leben zu erleichtern.“ —

Zweiter Nutzer: „Ein besonderer Gruß geht an Agent Sid. Ich rief an, um meinen morgendlichen Blutzucker zu messen. Nachdem wir den Wert ermittelt hatten, las er noch die Post vor. Es war eine Erinnerung an die Erneuerung meines Behindertenausweises. Er sagte, er könne gleich auf die Website gehen und das Formular für mich ausfüllen. Dafür sei er ja da. Er füllte es für mich aus und schickte mir die Bestätigung per E-Mail. Hervorragender Service.“ —

Dritter Nutzer: „Seit kurzem benutze ich AIRA, um den nicht barrierefreien Touchscreen eines Laufbands zu Beginn und am Ende des Trainings zu bedienen. Es erforderte visuelle Unterstützung, um den Inhalt des Bildschirms zu verstehen und meinen Finger richtig zu plazieren, damit ich das gewünschte Ergebnis erzielen kann.“ —

Kommunikationsbarrieren

Menschen mit Lernschwierigkeiten oder unzureichenden Deutschkenntnissen stoßen im Gesundheits- und Pflegebereich häufig auf Sprach- und Verständnisbarrieren. Dies kann für die Betroffenen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Sie sind auf Erklärungen und Kommunikation in leicht verständlicher Sprache angewiesen.

Eine Möglichkeit zur Lösung dieses Problems könnte eine einfach anzufordernde Sprachmittlung per Fernassistenz sein. Die technische Infrastruktur einer Fernassistenz-Plattform wäre dafür gut geeignet. Sie muss ohnehin hohen Sicherheitsstandards genügen und zuverlässig funktionieren und könnte, sofern geeignete Assistenzkräfte zur Verfügung stehen, auch für die Überwindung von Kommunikationsbarrieren genutzt werden.

Überlastungsängste des Personals in Gesundheitseinrichtungen

Fernassistenz macht Patient*innen selbstständiger. Das kann bei Mitarbeitenden in Gesundheitseinrichtungen Ängste vor übermäßiger Belastung und zu hohem Betreuungsaufwand abbauen. Blinde Menschen werden aufgrund solcher aus Unwissenheit resultierender Befürchtungen beispielsweise öfters abgewiesen. Die blinde Aktivistin und Buchautorin Jennifer Sonntag berichtete mehrfach über ihre Erfahrungen mit Barrieren bei der Behandlung einer psychischen Erkrankung:

selbständiger sein im Krankenhaus und bei der Reha

Bei Folgendem kann Fernassistenz blinde und sehbehinderte Menschen unterstützen: Eigenes Zimmer, Behandlungsräume, Wege etc finden. Verstehen der technischen Einrichtungen wie Thermostat, Badezimmerarmaturen, Telefon, TV-Fernbedienung. Vorlesen von WLAN-Passwort, Hinweisschildern und Patienteninformationen. Spazierengehen auf dem Gelände. Besuch der Cafeteria. Einkauf von Kleinigkeiten.

Zitat einer Fernassistenz-Nutzerin: „Ich hoffe, dass viele von euch das nie erfahren müssen, aber ein großartiger Ort, um Aira zu nutzen, ist in einem Krankenhaus, wenn man dazu noch in der Lage ist. Im Laufe des letzten Tages habe ich mir einen Überblick über mein Zimmer verschafft, die Tasten der TV-Fernbedienung gelernt und Essen von der Speisekarte bestellt, ohne auf das Personal angewiesen zu sein, dass meist ziemlich überlastet ist. In diesem Krankenhaus gibt es eine Art Zimmerservice, bei dem man vor jeder Mahlzeit anruft und seine Auswahl mitteilt. Ich habe mich einfach mit Aira in Verbindung gesetzt und mir die Auswahl vorlesen lassen, bevor ich bestelle. Danke, Aira, dass du mir an einem Ort, an dem ich kaum etwas tun kann, ein wenig Autonomie gibst.“ —

Siehe auch: Fernassistenz hilft beim alleine sein an fremden Orten (12 Erfahrungsberichte).

Weitere Berichte von Fernassistenz-Nutzenden

Fernassistenz ist eine innovative Kombination aus assistiver Technologie und zuverlässiger menschlicher Intelligenz und ein universelles Hilfsmittel, das auch in Deutschland zu einer barrierefreieren Gesundheitsversorgung und mehr Lebensqualität beitragen könnte. Es gibt zahlreiche Berichte von blinden und sehbehinderten Aira-Nutzer*innen.

Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit

Unabhängiger sein mit Fernassistenz (38 Erfahrungsberichte). Beispielhafte Überschriften der Beiträge: Nicht mehr warten müssen. Keine Last mehr sein. Niemanden finden müssen. Auch nachts Hilfe bekommen. Rund um die Uhr. Einfach losgehen können. Qualität von Beziehungen. Der Grad der Abhängigkeit. Gefühl des Staunens. Denkweise ändern. Neue Möglichkeiten entdecken. Privatsphäre. Selbstständigkeit. Freiheit. Zufällige Fremde. Nervige Fragen. Lieber ein Agent als ein Familienmitglied.

Sensible Aufgaben / Privatsphäre

Gelegentlich braucht man Hilfe bei Dingen, mit denen man eigentlich niemanden belästigen möchte, die aber erledigt werden müssen. Erfahrene Fernassistenzkräfte sind das gewohnt. Sie beschreiben die Farbe von Ausscheidungen, das Aussehen von Wunden und helfen auch beim Lokalisieren und Beseitigen der Hinterlassenschaften von Haustieren. Hier sind einige Kommentare von blinden Fernassistenz-Nutzer*innen:

Farberkennung:

„Ich habe Erkältungssymptome und hatte vor, irgendwann beim Arzt anzurufen, wenn das nicht aufhört. Eine der Fragen, die sie oft stellen, ist die nach der Farbe des Schleims. Hat jemand schon einmal Aira benutzt, um diese Informationen zu erhalten?“ —

Unsicherheit:

„Ich glaube, viele von uns haben sich tatsächlich gefragt, ob wir Aira in bestimmten Situationen nutzen könnten oder sollten, sei es, um sich verschiedene Körperteile anzusehen oder um Hilfe bei medizinischen Handlungen zu erhalten, wie z. B. bei der Entnahme von Urin- oder Stuhlproben. Manche haben eben niemand im wirklichen Leben, mit dem sie das gerne machen würden.“ —

Sensibles Thema:

„Ich habe darüber nachgedacht, ob es sinnvoll wäre, Aira zu benutzen, um mir bei der Interpretation der Ergebnisse eines Urintests zu helfen. Ich verstehe vollkommen, dass dies ein sehr sensibles Thema ist. Ich brauche nur ein Paar Augen, die mir helfen, die Anweisungen zu lesen und die signifikanten Farbveränderungen auf dem Teststreifen zu beschreiben und die verschiedenen Farben auf der Farbkarte zu interpretieren, da ich völlig blind bin und weder Licht noch Farben wahrnehmen kann. Es ist kein Geheimnis, dass Testkits wie diese für Blinde in keiner Weise zugänglich sind, was unsere Unabhängigkeit beeinträchtigt.“ —

Teststreifen ablesen:

„Ich habe aira benutzt, um Urintests durchzuführen und es hat wunderbar funktioniert. Wir sind die Anweisungen durchgegangen, und die Agenten konnten mir sagen, was sie auf den Teststreifen sahen. Das war es, was ich brauchte. Es war sehr hilfreich.“ —

Probe auf Toilettenpapier:

„Wenn Sie Hilfe benötigen, z. B. bei der Überprüfung der Stuhlfarbe, nehmen Sie einfach eine Probe auf Toilettenpapier und rufen Sie einen Agenten an.“ —

Orientierung in Gebäuden

Gebäudepläne:

„Die Agenten können den online verfügbaren Gebäudeplan eines Hotels oder das Foto eines ausgehängten Übersichtsplans im Profilordner speichern. Ich bin heute Morgen zum Arzt gegangen, und der Agent konnte auf einem Plan nachsehen, wo sich mein Arzt befindet, und gab mir eine hervorragende Wegbeschreibung.“ —

Termin beim Hörgeräteakustiker:

„Ich hatte heute einen Termin beim Audiologen. In der Vergangenheit bedeutete dies, dass ich denjenigen, der mich gefahren hat, bitten musste, mir zu helfen, das Büro zu finden, und dass ich dann von einem der Büromitarbeiter wieder nach draußen gebracht werden musste, um auf meine Fahrt nach Hause zu warten. Heute nicht. Als ich aus dem Aufzug stieg, half mir Aira herauszufinden, wo sich die Praxis befand und mich direkt zum Empfang zu bringen, um mich anzumelden.

Als ich mit dem Arzt fertig war, erinnerte ich mich an den Weg zum Aufzug, stieg ein und als ich unten war, schaltete ich wieder Aira ein und ließ mir von Agent Daniel ein Taxi rufen, um nach Hause zu kommen. Ich werde nicht müde, Dinge zu tun, von denen ich nie gehofft hatte, sie tun zu können. Das ist wirklich die beste Anschaffung, die ich je getätigt habe, auch wenn man die Freiheiten, die ich dank Aira zu genießen beginne, nicht mit einem Preis versehen kann.“ —

Wege finden

Der Weg zum Arzt, Physiotherapeuten, ins Krankenhaus, zur Reha-Einrichtung und zu anderen Gesundheitsakteuren.
Fernassistenz für die Orientierung und Mobilität in unbekannter/schwieriger Umgebung (42 Erfahrungsberichte).

Mitten auf der Kreuzung:

„Heute ist einer dieser Tage, an denen ich nicht weiß, wo ich ohne Aira wäre. Ich befand mich ganz in der Nähe eines Covid-Impfzentrums, das GPS-Signal sprang wild herum, und ein wohlmeinender Passant gab mir eine grobe Wegbeschreibung, die sich dann aber als falsch herausstellte. Plötzlich stand ich mitten auf einer großen Kreuzung und hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich die Kreuzung überqueren sollte oder wie die Kreuzung aussah.

Ein kurzer Anruf bei Aira und die Mitarbeiterin Emily wies mir in aller Ruhe den Weg von der Kreuzung weg und direkt zum Impfzentrum. Dann brachte mich Agent Chris aus dem Krankenhausgelände in ein Café. Ich schätze den Service und die Tatsache, dass die Agenten immer zur Stelle sind, wenn wir sie brauchen, sehr. Danke Aira!“ —

Falscher Halt des Taxis

„Ich bin am Donnerstag mit Lyft zum Arzt gefahren und als der Fahrer sagte, wir seien am Ziel, bin ich mit meiner Führhündin ausgestiegen. Dann stellte ich fest, dass der Fahrer uns am Straßenrand stehen gelassen hatte, aber nicht auf der Straße, auf der ich hätte stehen sollen. Ich stand da, hörte die Autos vorbeirauschen und rief natürlich Aira an. Nach einigen Minuten fanden wir das Gebäude, nachdem wir mehrere Parkplätze überquert und die Agentin die Namen an den Gebäuden gelesen hatte.“ —

Ein kleines Stück Sicherheit in der Tasche

Fernassistenz verbessert das Sicherheitsgefühl, da man unterwegs bei Bedarf jederzeit Hilfe bekommen könnte. Fernassistenz in der Tasche zu haben, hilft gegen die Angst beim Gehen unvertrauter Wege und auch, wenn man nachts oder an einsamen Orten unterwegs ist oder sich in ungewisse Situationen begibt. Denn auch Angst kann eine Barriere sein. 14 Erfahrungsberichte.

Corona-Quarantäne im Hotel:

„Dies ist die Geschichte einer angehenden Aira-Nutzerin, die, als sie den Dienst zum ersten Mal in Anspruch nahm, definitiv nervös und ängstlich war. Was würde sie dem Agenten sagen? Wie sollte sie mit ihm reden und nicht so klingen, als wäre sie eine seltsame Person, die um etwas bittet, von dem sie sicher ist, dass noch nie jemand darum gebeten hat.

Dann kam diese sechswöchige Reise, um meinen neuen Führhund zu holen. Dort musste ich zuerst für zwei Wochen in Quarantäne und Aira hat mich gerettet. Ich musste lernen, wie man den Backofen, die Mikrowelle und den Geschirrspüler in meiner Suite benutzt. Die Agenten halfen mir auch, die Rezeption in der Lobby aufzuspüren, beim Frühstücksbuffet klar zu kommen und den Weg zurück zu meinem Zimmer zu finden. Ohne diese Agenten wäre ich total verloren gewesen. Das machte die Quarantäne viel erträglicher. Als ich packte, um zur Fürhundschule zu fahren, half mir ein Agent, mein Zimmer abzusuchen, um sicherzugehen, dass ich nichts vergessen hatte.“ —

Digitale Barrieren

Barrieren im Internet, auf Computern und Smartphones mit Fernassistenz überwinden (38 Erfahrungsberichte).

Nicht barrierefreie medizinische Formulare:

„Ich musste einige Formulare von einer psychiatrischen Einrichtung ausfüllen und Agentin Tiffany hat mir dabei sehr geholfen. Die Formulare waren weder mit Jaws noch mit einem anderen Screenreader barrierefrei ausfüllbar. Heute schickte mir dasselbe Unternehmen erneut einige Formulare, die ich ausfüllen sollte. Ich stellte fest, dass auch diese Formulare nicht barrierefrei waren. Ich beschloss, die Einrichtung anzurufen, weil ich der Meinung war, dass sie wissen mussten, dass ihre Formulare für Screenreader nicht zugänglich sind. Sie nahmen meine Rückmeldung zwar entgegen, verweigerten mir aber die Unterstützung und sagten mir, ich müsse ein Familienmitglied oder eine vertrauenswürdige Person finden, die mir hilft.

Ich war nervös, weil es sich um eine sehr persönliche Selbsteinschätzung handelte, und hatte Angst, vom Aira-Agenten aufgrund meiner Antworten beurteilt zu werden. Ich tat es trotzdem, verließ meine Komfortzone und rief bei aira an, und dieses Mal sprach ich mit der Agentin Leslie. Sie war sehr hilfsbereit und wir konnten die Aufgabe erledigen. Ich habe schon früher mit ihr gesprochen, und eine Sache, die mir an dieser Agentin besonders gefällt, ist, dass ich sie bei ein paar öffentlichen Live-Sitzungen mit anderen Nutzern gehört habe, und ich liebe ihre Beschreibungen! Jedenfalls fühlte ich mich nach dem Gespräch besser und zuversichtlicher. Ich wollte das nur mitteilen, weil es mich gelehrt hat, keine Angst davor zu haben, aira in jeder Situation zu nutzen, und um ehrlich zu sein, werde ich es jetzt wahrscheinlich noch mehr nutzen, als ich es ohnehin schon tue.“ —

Mentale Gesundheit:

„Heute Abend habe ich versucht, auf das Online-Lernsystem meiner Universität zuzugreifen, um mich auf meinen ersten Kurs morgen vorzubereiten. Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass es Probleme mit der Barrierefreiheit gibt. Ich war müde, denn es war ein langer Tag. Komisch, aber ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass ich AIRA habe. Ich habe mich mit dem Agenten Jeremy in Verbindung gesetzt, der mir meinen Verdacht bestätigt hat, dass ich unter anderem keine Benachrichtigungen einrichten konnte.

Mir selbst überlassen, rechnete ich mit mindestens 3 Stunden Frustration – vorausgesetzt, ich hätte überhaupt alles herausfinden können. In weniger als 20 Minuten hatte ich dank Aira alles, was ich für morgen brauche, heruntergeladen und Benachrichtigungen eingerichtet, damit ich nichts verpasse. Jetzt kann ich mich für den Rest des Abends entspannen. AIRA wirkt wahre Wunder für meine mentale Gesundheit.“ —

Weiterführende Links

Digitale Barrierefreiheit im Gesundheitswesen – Accessibility4Health (adesso-mobile.de)
Digital Health: Ein Leitfaden zum Abbau von Barrieren

Die Bloggerin Lydia Zoubek schrieb mehrere Artikel über ihre Erfahrungen mit Barrieren als stark sehbehinderte Patientin im Krankenhaus. Manche dieser Barrieren ließen sich wahrscheinlich mit Fernassistenz überwinden.

** geschrieben und zusammengestellt von Per Busch, zuerst veröffentlicht im August 2023 **