Aktionsplan des Bundesgesundheitsministeriums

Das Kasseler Fernassistenz-Projekt hat seine Vorschläge in das aktuelle Beteiligungsverfahren des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Entwicklung eines „Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen“ eingebracht. Hauptartikel: Fernassistenz und Gesundheit. Hier sind die Inhalte des ausgefüllten Online-Formulars:

Ziele des Fernassistenz-Projekts

Fernassistenz kann zur Lösung von Problemen in folgenden 9 vom BMG definierten Handlungsfeldern beitragen. Für die Vorschläge zum Aktionsplan sollten die Ziele laut BMG möglichst kurz formuliert werden:

Barrierefreie Arztpraxen, Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, andere Gesundheitseinrichtungen (Handlungsfelder I.1, I.2, I.3)

Blinde und sehbehinderte Menschen sollen selbstbestimmt Wege zu Gesundheitsversorgern finden und sich auf dem Gelände und in den Gebäuden alleine orientieren und fortbewegen können. Sie sollen dort allgemein selbstständiger werden, wodurch auch das Personal entlastet und dessen Angst vor einem zu hohem Betreuungsaufwand abgebaut würde.

Barrierefreie Medizinprodukte (Handlungsfeld I.4)

Blinde und sehbehinderte Menschen sollen selbstständig nicht-barrierefreie medizintechnische Produkte nutzen können, z.B. bei Problemen mit Displays, Touchscreens, Sensortasten und Apps.

Barrierefreiheit im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdiensts (Handlungsfeld I.5)

Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven Einschränkungen oder unzureichenden Deutschkenntnissen sollen mittels Sprachmittlung bei der Überwindung von Kommunikations- und Verständnisbarrieren im Gesundheits- und Pflegebereich unterstützt werden.

Weitere Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung (Handlungsfeld I.6)

Blinde und sehbehinderte Menschen sollen zuhause eigenständig medizinische Selbsttests wie Covid-Schnelltests durchführen können. In den USA und UK ist das bereits möglich.

Barrierefreie Präventionsleistungen (Handlungsfeld III.1)

Blinde, sehbehinderte, ältere und kognitiv eingeschränkte Menschen sollen angebotene Präventionsleistungen selbstständig und barrierefrei nutzen können.

Generierung und Nutzung qualitativ hochwertiger Daten für eine bessere Versorgung und Forschung (Handlungsfeld IV.2)

Es sollen Daten über die tatsächlich bestehenden Barrieren bei der Gesundheitsversorgung blinder, sehbehinderter, älterer und kognitiv eingeschränkter Menschen generiert werden. Diese Daten könnten durch die Anbieter von Fernassistenzdiensten im laufenden Betrieb gesammelt, aufbereitet und für Forschungszwecke und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung an zuständige Stellen weitergeleitet werden.

Nutzenorientierte Technologien und Anwendungen (Handlungsfeld IV.3)

Blinde, sehbehinderte, ältere und kognitiv eingeschränkte Menschen sollen selbstständig für sie eigentlich nicht barrierefrei bedienbare digitale Dienste, Anwendungen, Geräte und andere E-Health-Angebote nutzen können.

Wie kann Fernassistenz zur Erreichung dieser 9 Ziele beitragen?

Maßnahmen, Umsetzungsform, Status und Zeitrahmen:

Die vielfältigen und kosteneffizienten Möglichkeiten von Fernassistenz für eine barrierefreiere Gesundheitsversorgung sollten erforscht, evaluiert und gefördert werden. Mit dieser neuartigen Assistenzform lassen sich Versorgungsdefizite in verschiedenen Handlungsfeldern adressieren. Weitere Infos: Fernassistenz im Gesundheitswesen

In Deutschland gibt es momentan nur ein Projekt, dass sich mit dem Themenfeld Fernassistenz beschäftigt. Ziel ist die Entwicklung eines gemeinnützigen bundesweiten Service, der blinde, sehbehinderte, ältere und kognitiv eingeschränkte Menschen über eine App mit gut ausgebildeten, vertrauenswürdigen Assistenzkräften verbindet und auch im Gesundheitssektor bei Orientierungs-, Lese- und Verständnisschwierigkeiten und der Überwindung digitaler Barrieren hilft. Projekt-Webseite

Die Planungsphase des Fernassistenz-Projekts ist abgeschlossen. Ab Februar 2024 soll eine zweijährige Modellprojektphase starten. Für das zweite Halbjahr 2024 sind erste Beta-Tests geplant. 2025 soll der Pilotbetrieb beginnen. Umfang und genauer Zeitrahmen hängen von den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab.

In englischsprachigen Ländern wird diese innovative Kombination aus assistiver Technologie und zuverlässiger menschlicher Intelligenz bereits seit einigen Jahren erfolgreich eingesetzt. In Deutschland gibt es zu Fernassistenz noch keine Erfahrungen, gesetzliche Regelungen und auch keine Förderung durch die öffentliche Hand.

** geschrieben und eingereicht von Per Busch **