Startnextseite des Fernassistenzprojekts

Menschen helfen Menschen aus der Ferne, Barrieren abzubauen und selbständiger zu sein.

Im Sommer 2022 beteiligte sich unser Fernassistenz-Team erfolgreich an einer Smart City Crowdfunding-Kampagne der Stadt Kassel. Inklusive eines Sonderpreises kamen dabei knapp €14.000 zusammen. Siehe dazu auch diese Pressemeldung der Uni Kassel. Da die Crowdfunding-Seite startnext.com/fernassistenz nicht ausreichend barrierefrei ist, folgt hier eine screenreader-freundliche Version der Projektbeschreibung. inhaltlicher Stand ist vom Sommer 2022. Weitere Infos und viele Anwendungsbeispiele von Fernassistenz für blinde Menschen gibt es auf der Fernassistenz-Spezialseite.

Was ist Fernassistenz?

Eine Fernassistenz-App hilft benachteiligten Menschen, die alleine sind, sich bei alltäglichen Problemen einfach Augen und Sachverstand von professionellen Fernassistenzkräften leihen zu können. Unterstützung auf Abruf.

Kurzes Projektvideo auf YouTube (eine Minute). Bildbeschreibung: Ein Mann sitzt auf einer Couch und redet. Dann sieht man ihn mit weißem Langstock auf einem Bürgersteig, wo er beim Gehen seinen Schlüsselbund verliert, diesen aber mit Hilfe seines Smartphones und einer Fernassistenzkraft schnell wiederfindet.

Worum geht es in dem Projekt?

Viele Menschen brauchen ab und zu mal Hilfe, ohne dass dafür extra jemand da sein müsste.

Fernassistenz kann immer dann eingesetzt werden, wenn die reale Anwesenheit eines anderen Menschen nicht notwendig ist. Dazu verbindet man sich über eine App mit einer geschulten Assistenzkraft und schildert kurz, welche Unterstützung man braucht. Die Assistenzkraft sieht durch die Smartphone-Kamera des Nutzers und hilft weiter.

Zusätzlich zum Videostream stehen den Fernassistenzkräften weitere Hilfsmittel zur Verfügung. Sie sehen die Profilinfos der Kundinnen und bekommen Echtzeit-Infos über deren Standort. Auf Karten oder Gebäudeplänen können sie sehen, was sich in direkter Nähe oder etwas entfernt befindet. Bei Bedarf können sie mittels Fernzugriff z.B. mit TeamViewer auch Zugang zum Smartphone oder Computer der Klientinnen bekommen, um dort Dinge zu tun, die für diese selbst nicht barrierefrei möglich sind.

Die Assistenzkräfte werden intensiv geschult, beachten den Datenschutz, berücksichtigen die individuellen Vorlieben der Nutzer*innen und bieten einen professionellen Kundenservice.

Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?

Wir wollen eine Plattform für professionelle Fernassistenz entwickeln und barrierefreie Arbeitsplätze schaffen. Wir wollen mit einem Modellprojekt in der Region Kassel starten und den Service bei Erfolg auf den ganzen deutschsprachigen Raum ausweiten.

Fernassistenz ist ein wertvolles Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen, könnte aber auch für Senior*innen, Menschen mit Lernschwierigkeiten, schlechten Deutschkenntnissen, Orientierungsproblemen, beginnender Demenz, erhöhtem Sicherheitsbedürfnis oder ungenügenden Computerkenntnissen hilfreich sein. Diese neuen Möglichkeiten wollen wir erforschen und bekannt machen.

Spezialisierte Fernassistenzkräfte könnten künftig auch als virtuelle Arbeitsplatzassistent*innen, Mobilitätsunterstützer, Einkaufshelfer, Sicherheitsbegleiter, Dolmetscher und Digital Coaches arbeiten.

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

Professionelle Fernassistenz eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Man bekommt jederzeit kompetente Unterstützung auf Abruf. Fernassistenz hilft, Barrieren abzubauen, Abhängigkeiten zu verringern, selbständig zu bleiben und Probleme zu lösen. Bislang gibt es einen ähnlichen Service nur in englischsprachigen Ländern. Das wollen wir ändern.

Anwendungsbeispiele:
Eine ältere Frau steht ratlos vor ihrer modernen Kaffeemaschine, deren Display eine Fehlermeldung anzeigt. Sie öffnet eine App auf ihrem Handy und fordert Hilfe an. Promt wird sie mit einer Assistenzkraft verbunden. In ihrem Nutzerprofil sind eventuell bereits PDFs mit den Bedienungsanleitungen ihrer technischen Geräte hinterlegt.

Ein älterer Mann findet seine Brille nicht mehr und lässt sich bei der Suche in seiner Wohnung helfen. Eine blinde Frau möchte einen Schwangerschaftstest machen, ohne dass ihr Umfeld davon erfährt. Ein sehbehinderter Mann möchte einen Covid-Schnelltest machen, hat aber niemanden, der ihm hilft. Eine junge Frau will nach dem Kinobesuch nicht alleine durch die nächtlichen Straßen nach Hause gehen müssen. Ein Mann mit einer kognitiven Einschränkung steht vor einem Service-Terminal und weiß nicht, wie dieses zu bedienen ist. Eine Frau mit Orientierungsproblemen hat sich verlaufen und möchte wieder auf den richtigen Weg gebracht werden. Ein Mensch mit schlechten Deutschkenntnissen hat einen Termin bei einer Behörde und lässt sich die Erklärungen des Beamten und ein zu unterschreibendes Dokument übersetzen. Viele weitere Beispiele auf https://dubistblind.de/fernassistenz

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Wir wollen ein langfristiges, nachhaltiges Projekt gründen. Dazu müssen wir zunächst weiter recherchieren, Konzepte entwickeln, Pläne erstellen, Kontakte knüpfen, Förderungen beantragen, Unterstützerinnen gewinnen und weitere kompetente Mitmacherinnen finden.

Außerdem wollen wir für Demonstrationszwecke und die Entwicklung einer App die Envision Glasses kaufen, eine modifizierte Version der Google Glasses, ein Headset mit Kamera. letsenvision.com/glasses

Das Team: Wer steht hinter dem Projekt?

Ein blinder Aktivist, ein Social Entrepreneur, mehrere Digital Coaches, eine Wissenschaftlerin aus dem Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Mitgründer eines Fintech-Startups und das PIKSL Labor Kassel (Bathildisheim e.V.); weitere motivierte Mitmacher*innen sind willkommen!

Wie kann man das Projekt unterstützen?

Wir sind als gemeinnützig anerkannt und können Spendenquittungen ausstellen. Wir sind dankbar für Hilfe bei der Bekanntmachung unseres Vorhabens und für Ideen, Vorschläge, Feedback und Kritik. Wir freuen uns über jede Unterstützung! Kontakt

Meine Motivation

Ich selbst habe keinerlei finanzielles Interesse und arbeite als Freiwilliger. Meine Bezahlung ist, dass ich meine Ideen verbreiten und ins Projekt einbringen kann. Vor allem geht es mir aber darum, den Service irgendwann einmal selber nutzen zu können. :-)

Als ich 2015 bei Twitter zum ersten Mal von Fernassistenz las, war ich sofort begeistert. Ich wurde jedes Mal neidisch, wenn ich mitbekam, was blinde Menschen in englischsprachigen Ländern mit professioneller Fernassistenz plötzlich alles machen konnten. Das wollte ich auch haben! Ich finde das Thema faszinierend, da ich mich schon seit 2005 für den Abbau von Barrieren mittels digitaler Technologien engagiere. Dazu habe ich als Gelegenheitsjournalist früher auch mal Artikel für Heise Online geschrieben. Siehe dubistblind.de/ueber-mich/selbsthilfe.

— Per Busch