Das Fernassistenz-Projekt

Ziel des Projekts ist, über die vielfältigen Möglichkeiten von Fernassistenz zu informieren, Akteure und Interessierte miteinander zu vernetzen und die Entwicklung erster Angebote im deutschsprachigen Raum zu unterstützen.

Über das Projekt und meine Motivation

Ich heiße Per Busch, bin blind und engagiere mich seit 2006 für den Abbau von Barrieren und für Möglichkeiten, behinderungsbedingte Probleme selbstständig lösen zu können. 2015 erfuhr ich zum ersten Mal von professioneller Fernassistenz. Seitdem las ich immer wieder, was blinde und sehbehinderte Menschen in englischsprachigen Ländern mit dem Service von AIRA plötzlich alles machen konnten und wie begeistert die davon waren. Ich fand, so etwas sollte es auch in Deutschland geben.

Aus diesem Grund habe ich 2022 das Fernassistenz-Projekt gestartet und das Tower-Projekt des Sozialunternehmens Bathildisheim mitgegründet. Seit März 2024 engagiere ich mich nicht länger für dieses Unternehmen, siehe unten, unterstütze die Menschen vom Tower-Team aber weiterhin.

Momentan bin ich in Deutschland noch der einzige Experte für Fernassistenz. Das möchte ich ändern! Ich habe keine finanziellen Interessen und bereits mehr als 3000 Stunden unbezahlte Arbeit in das Projekt gesteckt. Meine Texte und die vielen von mir gesammelten Erfahrungsberichte auf dubistblind.de sind die weltweit umfassenste Darstellung dieses Themas im Web und sollen andere motivieren, sich ebenfalls mit diesem neuartigen Lösungsansatz zu beschäftigen.

Ein deutschsprachiger Fernassistenz-Service könnte durch Kostenträger, Selbstzahler, Kommunen, Stiftungen, Krankenkassen, Unternehmen und Mittel aus dem Ausgleichsfonds finanziert werden. Akteure aus der Privatwirtschaft und öffentliche Einrichtungen könnten ihrer zunehmenden gesetzlichen Verpflichtung zur Barrierefreiheit ihrer Angebote so besser nachkommen, genau wie in den USA. Stichwort Barrierefreiheitsstärkungsgesetz.

Wer hilft mit?

Aktuell suche ich für den seit 10 Jahren erfolgreichen Fernassistenz-Pionier AIRA Tech aus Kalifornien nach geeigneten Kooperationspartnern zur Gründung eines gemeinnützigen Joint Venture in Deutschland. Aira hat professionelle Software, sehr viel praktische Erfahrung und arbeitet seit 2024 eng mit Googles KI-Schmiede DeepMind zusammen, weiß aber nur wenig über die speziellen Bedingungen auf dem deutschen und europäischen Markt (Rechtliches, Stakeholder, Fördermöglichkeiten, etc.).
Alles Wichtige über den Service von Aira und das Unternehmen, englischsprachige Version

Wer mich unterstützen möchte, könnte mich auf geeignete Ansprechpartner in Unternehmen, Organisationen und Institutionen hinweisen bzw. diese auf die Win-win-Möglichkeiten einer Kooperation mit Aira und anderen Akteuren aus dem deutschsprachigen Raum aufmerksam machen. Danke!

Ich bin auch gespannt, wie lange es dauern wird, die Mitglieder von Selbstvertretungsorganisationen wie DBSV, Pro Retina, DVBS und BAGSO über die Möglichkeiten professioneller Fernassistenz für die Selbstbestimmung und Lebensqualität der über 500.000 blinden und sehbehinderten und der vielen digital überforderten älteren Menschen hierzulande zu informieren. Wer hilft mit?
Fernassistenz.de ist der Kurzlink zu dieser Projektseite.

Kontakt

per.busch @ fernassistenz.de (ohne Leerzeichen), +49 561 58554552, Linkedin-Profil

Neuigkeiten

  • Im Mai 2025 gaben Google und AIRA ihre Partnerschaft bekannt. Bereits seit 2024 wird ein spezielles KI-Modell von Gemini mit den einzigartigen Video- und Audiodaten trainiert, die während tausender professioneller Fernassistenz-Sitzungen visueller Dolmetscher mit blinden Kunden entstanden. Mehr Infos:
    Projekt Astra von Google DeepMind, Airas FAQ.
  • Im Frühjahr 2024 schaffte ich es mit dem Konzept Fernassistenz in die Top Ten beim Bundesteilhabepreis des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Das Jahresthema war „Gesundheit Inklusiv“. Ende 2023 brachte ich die Fernassistenz-Idee bereits in ein Beteiligungsverfahren des Bundesgesundheitsministeriums zur Entwicklung eines Aktionsplans für ein inklusives und barrierefreieres Gesundheitswesen ein:
    Alles über Fernassistenz und Gesundheit
  • Im Januar 2024 veröffentlichte ich einen Artikel über Arbeitsassistenz aus der Ferne. In den USA bieten Unternehmen wie Google, Microsoft, Amazon, Sales Force, Freedom Scientific, Starbucks und andere ihren blinden und sehbehinderten Mitarbeitenden die kostenfreie Nutzung von professioneller Fernassistenz am Arbeitsplatz an.
  • Im Dezember 2023 ließ das Smart City Büro der Stadt Kassel von einem Journalisten einen ausführlichen und bebilderten Artikel über die Hintergründe des Projekts und den blinden Möchtegern-Visionär Per schreiben: „Smart Story“ (PDF, Kassel.de)
  • Im November 2023 wurde das Fernassistenz-Projekt für die Longlist beim Deutschen Mobilitätspreis des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr als eines von 9 Projekten in der Kategorie „New Mobility“ nominiert:
    Alles über Fernassistenz und Mobilität
  • Während der Special Olympics 2023 bot der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg einen Fernassistenz-Service für Menschen mit Lernschwierigkeiten an: Pressemitteilung des VBB
  • Von August bis September 2023 lief bei der Deutschen Bahn ein ähnliches Projekt: DB Wegbegleitung hält blinde und sehbeeinträchtigte Reisende mobil
  • Seit August 2024 bot die Deutsche Bahn im Rahmen ihrer umfangreichen Streckensanierungen erneut einen eigenen Fernassistenz-Service für Reisende mit Orientierungsschwierigkeiten an: So funktionierts (wegbegleitung.deutschebahn.com)
  • Seit Mai 2025 gibt es die iPhone-App von Tower Fernassistenz im App Store und seit September 2025 auch eine Android-Version. Im Oktober 2025 gründete das Sozialunternehmen Bathildisheim die Tower Assist GmbH.

Ziele des Fernassistenz-Projekts

Mein Traum ist ein gemeinnütziger bundesweiter Service, der blinde, sehbehinderte, ältere und kognitiv eingeschränkte Menschen über eine App mit gut ausgebildeten, vertrauenswürdigen Assistenzkräften verbindet und bei Orientierungs-, Lese- und Verständnisschwierigkeiten und der Überwindung technologischer Barrieren hilft. Mit Fernassistenz lassen sich Probleme in den Bereichen allgemeine und digitale Teilhabe, Mobilität, Gesundheitsversorgung, Arbeitsassistenz, Tourismus und Inklusion lösen.

Assistenz heißt, jemand nach dessen Anweisungen zu unterstützen. Fernassistenz kann immer dann eingesetzt werden, wenn die reale Anwesenheit einer anderen Person nicht notwendig ist. Mittels eines Smartphones, Computers oder Wearables können sich Menschen mit Beeinträchtigungen jederzeit und niedrigschwellig Augen und Sachverstand von professionellen Fernassistenzkräften leihen. Diese sehen durch die Kamera der Nutzer und deren Standort auf einer Karte, geben Navigationshinweise, lesen vor, beschreiben, recherchieren, erklären, machen Fotos oder bedienen die Software der Kunden mit Tools wie TeamViewer aus der Ferne. Eine Chat-Funktion macht den Dienst auch für taubblinde Menschen zugänglich.

In englischsprachigen Ländern hat sich diese innovative Kombination aus assistiver Technologie, KI und zuverlässiger menschlicher Intelligenz von AIRA Tech bereits seit einigen Jahren als ein wertvolles universelles Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Personen bewährt, könnte aber auch für Senior*innen und Menschen mit Lernschwierigkeiten, Orientierungsproblemen, erhöhtem Sicherheitsbedürfnis oder unzureichenden digitalen Kenntnissen hilfreich sein. Diese neuen Möglichkeiten möchte ich erforschen und bekannt machen und so auch zur Entwicklung des neuartigen Berufsbilds der Fernassistenzfachkraft beitragen.

Bisheriger Projektverlauf

Smart Kassel

Im Sommer 2022 suchte das Smart City Büro der Stadt Kassel Ideen, um das Wohnen, Arbeiten und Fortbewegen in der Welt von morgen mittels neuer Technologien nachhaltig zu verbessern. Dieser Crowdfunding-Wettbewerb schien mir perfekt zu dem Projekt zu passen, das ich gerade zusammen mit dem Sozialunternehmen Bathildisheim plante. Ich fand es sehr hilfreich, meine Ideen für den Text, den Pitch und den Film erstmals konkret auf den Punkt bringen zu müssen. Das half auch meinen nichtbehinderten Teamkolleg*innen, die vielfältigen Möglichkeiten eines Fernassistenz-Service besser verstehen zu können: startnext.com/fernassistenz
Insgesamt kamen über 12.000 € und ein Sonderpreis zusammen. Wichtige Stakeholder aus der Region wurden auf das Thema Fernassistenz aufmerksam. Siehe auch diese Pressemeldung der Uni Kassel. Im gleichen Jahr brachte ich meine Ideen auch in das Smart Age Mobil Projekt der Stadt Kassel ein.

Tower, Bathildisheim und Aktion Mensch Stiftung

Ab dem Sommer 2022 unterstützte ich das nordhessische Sozialunternehmen Bathildisheim mit hohem zeitlichen Aufwand ehrenamtlich dabei, insgesamt 650.000 € Fördermittel von der Aktion Mensch Stiftung für die Planung und Durchführung des „Tower“-Modellprojekts zu bekommen. Neben der Weitergabe meines Fachwissens und meiner Ideen an das Team führte ich den Begriff „Fernassistenz“ ein und half, Kontakte zu knüpfen, weitere Mitarbeitende einzustellen, Bedarfs- und Wirkungsanalysen zu erarbeiten, die Software für einen Prototyp zu entwickeln, Videos zu produzieren und einiges mehr. Außerdem konnte ich für das Projekt Büroräume im Science Park besorgen, dem Innovations- und Gründungszentrum der Uni Kassel.
Die Finanzierung der zweijährigen Modellprojektphase begann im Februar 2024 und endet im Januar 2026. Ob das Projekt danach fortgesetzt wird, ist ungewiss.

Ausstieg bei „Tower Fernassistenz“

Schweren Herzens beendete ich im März 2024 meine Mitarbeit in der Projektleitung von Tower Assist und habe daher auch keinen Einfluß mehr auf die Vorgehensweise und Entscheidungen von Bathildisheim. Ohne sehende Arbeitsassistenz und Wertschätzung für meine Arbeit wollte ich mich nicht länger ehrenamtlich für das „Start-up“ eines großen Unternehmens mit mehr als 1000 Mitarbeitenden engagieren.

Da ich unentgeltlich arbeite, um meine Glaubwürdigkeit als unabhängiger Experte zu wahren, hatte ich keinen Anspruch auf die Kostenübernahme für eine Arbeitsassistenz durch die Eingliederungshilfe. Diese gelegentlich benötigte Unterstützung hätte von den 600.000 Euro der Aktion Mensch Stiftung bezahlt werden müssen, was aber nicht der Fall war. Es gab auch noch andere Gründe für meinen Ausstieg, über die ich aber nicht öffentlich berichten möchte.
Wie es zu meiner Kooperation mit dem christlichen Unternehmen Bathildisheim kam…

Weitere Ergebnisse meiner Arbeit

  • Anfang 2023 recherchierte ich tausende Erfahrungsberichte blinder und sehbehinderter Aira-Nutzer*innen, übersetzte 260 davon ins Deutsche und veröffentlichte diese sortiert in 12 Kategorien auf dubistblind.de, siehe unten.
  • Ich erhielt mehrere Unterstützungsschreiben, z.B. vom Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, der BAGSO Service Gesellschaft (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen), der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland und der Stadt Kassel.
  • Ich informierte Fachleute und Politiker*innen und erhielt positives Feedback, z.B. von verschiedenen Fachreferaten des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der Deutschen Blindenstudienanstalt und vom Mitarbeitenden des Landeswohlfahrtsverbands Hessen.
  • Beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband wurde eine Arbeitsgruppe zum Thema Fernassistenz eingerichtet. Der DBSV vertritt die Interessen von über 500.000 blinden und sehbeeinträchtigten Menschen in Deutschland.
  • Ich recherchierte 12 geeignete Fördermöglichkeiten durch die öffentliche Hand und versuche, mögliche Verbundprojektpartner aus Wirtschaft, Forschung, Selbsthilfe und öffentlichem Sektor für gemeinsame Förderanträge zu finden.
  • Im Mai 2023 wurde ich zum Ideensprint eines Think Tanks eingeladen, der mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des mFUND-Förderprogramms kooperiert. In diesem Zusammenhang habe ich folgenden Artikel geschrieben, der auch die Grundlage für meine Bewerbung beim Deutschen Mobilitätspreis bildete. Im November 2023 schaffte es das Thema Fernassistenz dort auf die Longlist.
    Barrierefreie Mobilität weiter denken

Nothing about us without us ☺

Das Prinzip Fernassistenz

Unterstützung auf Abruf

Alle Blinden kennen das: Man ist gerade voller Tatendrang, aber wegen einer Kleinigkeit kommt man alleine nicht weiter und keiner ist da, um kurz zu helfen. Ähnliche Probleme haben auch anderweitig eingeschränkte Menschen. Mit Fernassistenz kann man viele Dinge zu seinen eigenen Bedingungen erledigen und zu seiner eigenen Zeit.

Bei Problemen im Internet oder mit dem Computer lassen sich viele Menschen beispielsweise mittels TeamViewer-Fernzugriff von anderen helfen. Viele leben aber vereinsamt oder haben niemand Vertrauenswürdigen, den sie um Hilfe bitten könnten. Jemand via Fernzugriff auf sein Computersystem zu lassen, erfordert viel Vertrauen. Man möchte vielleicht auch nicht, dass Familienangehörige, Freunde, Nachbarn oder zufällige Fremde so intime Einblicke in die eigene Privatsphäre bekommen. Auch die potentiellen Helfer wollen das oft nicht. Vielen ist so etwas unangenehm.

Auch die selbstständige Nutzung von technischen Geräten, digitalen Dienstleistungen und Selbstbedienungsterminals ist für manche Menschen oft nicht möglich. Sie benötigen dabei visuelle Unterstützung oder Erklärungen in leicht verständlicher Sprache. Ab Mitte 2025 gilt in Deutschland zwar das auf dem European Accessibility Act basierende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, aber viele der davon betroffenen Wirtschaftsakteure werden es leider auch dann nicht wirklich schaffen, ihre Produkte für alle barrierefrei zugänglich zu machen.

Finanzierung und Vision

Eines der Ziele des Fernassistenz-Projekts ist, in solchen Fällen Hilfe anbieten zu können. Menschen mit Beeinträchtigungen sollen jederzeit und niedrigschwellig Zugang zu gut ausgebildeten, vertrauenswürdigen Fernassistenzkräften bekommen, um Probleme bei Bedarf selbstbestimmt lösen zu können.

Der laufende Betrieb eines gemeinnützigen Service könnte durch Institutionen, Unternehmen, Kommunen, Stiftungen, Leistungsträger, Krankenkassen und Selbstzahler finanziert werden. Es gibt auch noch den Ausgleichsfonds und andere interessante Fördermöglichkeiten durch die öffentliche Hand. Ich bin auf der Suche nach starken Partnern, um diese bei der Realisierung neuartiger Assistenzangebote im deutschsprachigen Raum zu unterstützen.

Außerdem träume ich davon, die für einen gemeinnützigen Service benötigte Software und das im laufenden Betrieb gesammelte Wissen später auch unentgeltlich an geeignete non-profit Organisationen in anderen Ländern weiterzugeben, um diesen die Entwicklung eigener Fernassistenz-Dienste zu erleichtern. Mehr Infos gibts in diesem Artikel (PDF).

Rechtliches und Politik

Unternehmen und öffentliche Einrichtungen könnten ihren Kunden die kostenlose Nutzung eines Fernassistenz-Service ermöglichen, um ihrer zunehmenden gesetzlichen Verpflichtung zur Barrierefreiheit ihrer Angebote besser nachkommen zu können. In den USA geschieht dies bereits.

Im Koalitionsvertrag der letzten Bundesregierung stand 2021: „Wir verpflichten in dieser Wahlperiode private Anbieter von Gütern und Dienstleistungen, innerhalb einer angemessenen Übergangsfrist zum Abbau von Barrieren oder, sofern dies nicht möglich oder zumutbar ist, zum Ergreifen angemessener Vorkehrungen.“

Die Unterstützung eines Fernassistenzdienstes könnte als solch eine „angemessene Vorkehrung“ bewertet werden und würde auch gut zum Prinzip der freiwilligen unternehmerischen Sozialverantwortung (Corporate Social Responsibility) passen. Das Image der Unternehmen würde verbessert. Auch der Kreis der potentiellen Kunden würde wachsen, wenn die Produkte und Dienstleistungen barrierefrei nutzbar wären.

Ein Fernassistenz-Service könnte auch Informationen über die im laufenden Betrieb ermittelten Barrieren bei Produkten und Dienstleistungen sammeln und diese Daten gemäß Barrierefreiheitsstärkungsgesetz an die zuständige Marktüberwachungsbehörde (MLBF) und Verbände weiterleiten, so dass die betroffenen Verbraucher*innen dies nicht selber tun müssten.

Das oberste Ziel muss stets sein, Barrieren abzubauen. Wenn das jedoch nicht möglich ist oder im rechtlichen Sinne eine „unverhältnismäßige Belastung“ darstellen würde, sollte man betroffene Menschen aber wenigstens dabei unterstützen, diese Probleme mit Hilfsmitteln wie Fernassistenz selbstständig lösen zu können.

Demo-Videos by YouTube

Be My Eyes und Aira

Viele kennen bereits die App von Be My Eyes mit der blinde Menschen zufällig zugeteilte Freiwillige durch die Kamera ihres Smartphones gucken lassen können, um bei Kleinigkeiten schnell und unkompliziert sehende Hilfe zu bekommen. In englischsprachigen Ländern gibt es seit einigen Jahren auch den kommerziellen Service von Aira Tech, bei dem man mit gut ausgebildeten, vertrauenswürdigen Assistent*innen verbunden wird.

Wie funktioniert professionelle Fernassistenz?

Um zu verstehen, wie und wozu man solch ein hybrides Assistenzsystem nutzen kann, muss man verstehen, wie die Technologie und der Service von Aira funktionieren. Ausführliche Informationen dazu, auch über das Unternehmen und seine Geschichte, habe ich auf der Aira-Spezialseite zusammengestellt.

Was ist Aira?

  • Ein visueller Dolmetsch- und Informationszugangsdienst in den USA.
  • Eine Kombination aus assistiver Technologie, KI und zuverlässiger menschlicher Intelligenz.
  • Ein Werkzeug, um digitale Barrieren auf Websites, Computern und Smartphones überwinden zu können.
  • Ein Werkzeug, um Unterstützung bei der Mobilität in unbekannter oder schwieriger Umgebung zu erhalten.
  • Ein Werkzeug, um den Umgang mit Fotos, Grafiken und anderen visuellen Inhalten barrierefrei zu machen.
  • ein universelles Hilfsmittel, das seinen Nutzern mehr Unabhängigkeit, Flexibilität, Effizienz und Selbstwirksamkeit ermöglicht.
  • Ein nach Minuten abgerechneter Service, der Menschen mit Menschen verbindet.
  • Ein kleines Stück Sicherheit in der Tasche.

Der Zugang zu Informationen ist ein Recht, kein Privileg.
Das sollte auch für visuelle Informationen gelten.

Aira nennt seinen Service „visual interpreting“,also visuelles Dolmetschen, und setzt sich aktuell dafür ein, diese neuartige Form der Assistenzleistung in den USA genau wie das Recht auf Gebärdensprachdolmetschen und Video-Telekommunikationsdienste offiziell anerkennen zu lassen. Eine ähnliche Vorgehensweise wäre auch in Deutschland denkbar, wo über 500.000 blinde und sehbehinderte Menschen leben.

Anwendungsbeispiele

Es gibt zahlreiche interessante, teilweise sehr berührende Erfahrungsberichte von begeisterten Aira-Nutzer*innen. 260 davon habe ich aus dem Englischen übersetzt und thematisch sortiert:

„Wenn ich die Beiträge von anderen Nutzern lese, entdecke ich oft neue Möglichkeiten, den Dienst zu nutzen, auf die ich sonst nie gekommen wäre.“
(Zitat eines Aira-Nutzers)

Fernassistenzkraft — ein neuartiger Beruf

Assistenz heißt, jemand nach dessen Anweisungen zu unterstützen. Normalerweise müssen Assistent*innen an- und abreisen und dauerhaft anwesend sein, auch wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Bei Fernassistenz entfällt das. Professionelle Fernassistenzkräfte können effektiv verschiedene Menschen direkt hintereinander unterstützen. Sie können barrierefrei von Zuhause aus arbeiten oder an jedem beliebigen Ort der Welt.

Sie sehen durch die Kameras der Kunden und deren Standort auf einer Karte. Sie geben Navigationshinweise, beschreiben, recherchieren, erklären, lesen vor, machen Fotos oder bedienen die Geräte der Kunden mit Tools wie TeamViewer aus der Ferne. Die Arbeit als Fernassistent*in ist sinnvoll, sozial und erfüllend und kann im barrierefreien Home Office stattfinden. Während der Arbeitszeit hat man ständig mit Leuten zu tun, die sich freuen, Unterstützung bei der Lösung ihrer alltäglichen Probleme zu bekommen.

Menschen helfen Menschen aus der Ferne,
Barrieren zu überwinden und Ziele zu erreichen.

Über eine Plattform könnten spezialisierte Assistenzkräfte künftig vielleicht auch gezielt als Mobilitätsunterstützer, Einkaufshelfer, Sicherheitsbegleiter, persönliche Remote-Arbeitsassistenzen, Software-Experten, Dolmetscher, Digital Coaches, ecetera gebucht werden. Das würde ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Neue Berufsmöglichkeit für Menschen mit Behinderung

Viele Menschen haben eine Behinderung, können aber gut sehen, hören, sprechen, lesen, verstehen und mit Computern umgehen. Wegen einer körperlichen Einschränkung, chronischen Krankheit oder Angststörung fällt es manchen jedoch schwer, das eigene Zuhause zu verlassen. Vielleicht können sie sich deshalb aber auch besonders gut in die Situation anderweitig behinderter Menschen hineinfühlen. Daraus könnte sich eine Win-win-Situation ergeben, sowohl für die Assistenznehmer als auch für die Assistenzgeber. Mehr dazu auf dieser Sonderseite:
Fernassistenzkraft als neuartiger Beruf, auch für Menschen mit Behinderung

Fernassistenz als Arbeitsassistenz im Beruf

Viele Menschen mit Behinderung sind vom rasanten Wandel in der Arbeitswelt in besonderer Weise betroffen. Technische und organisatorische Veränderungen machen ihnen das Arbeitsleben oft sehr schwer. In Deutschland gibt es beispielsweise schätzungsweise 70.000 berufstätige Menschen mit einer wesentlichen Sehbeeinträchtigung. Diese könnten, genau wie wahrscheinlich auch viele Menschen mit Lernschwierigkeiten, im Berufsleben von einem qualifizierten Fernassistenz-Angebot profitieren. Mehr dazu auf der Themenseite:
Fernassistenz als Arbeitsassistenz für Berufstätige mit Behinderung

Die Wirkung

Welche Vorteile bietet Fernassistenz?

Die Nutzer*innen bestimmen, welche Hilfe sie brauchen und wann sie sie brauchen. Mit Fernassistenz muss man nicht mehr warten. Wenn man eine Aufgabe erledigen will oder Informationen benötigt, bei denen man auf die Augen oder den Sachverstand von anderen angewiesen ist, verbindet man sich einfach mit einer Assistenzkraft und kann tun, was zu tun ist.

Professionelle Fernassistenz eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Die 260 übersetzten Erfahrungsberichte zeigen, wie blinde und sehbehinderte Menschen dank Fernassistenz auf eine ganz neue Art und Weise mit der Welt interagieren. Sie bekommen visuelle Informationen auf Abruf, die ansonsten nicht zugänglich wären. Sie trauen sich öfter, Neues zu probieren und neue Wege zu gehen, ihre Umwelt zu erkunden und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Sie sind mobiler und selbstständiger. Dadurch ergeben sich völlig neue Chancen für Inklusion, Teilhabe und Selbstbestimmung.

Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderen kognitiven Einschränkungen können sich mit Fernassistenz Texte vorlesen und Kompliziertes in leicht verständlicher Sprache erklären lassen, bekommen Unterstützung bei der Orientierung in unbekannter Umgebung und erhalten per Fernzugriff Hilfe bei der Nutzung ihrer digitalen Geräte. Sie haben weniger Angst, sich zu verirren oder etwas falsch zu machen.

Fernassistenz verbessert das Sicherheitsgefühl beim alleine unterwegs sein, da man jederzeit Hilfe bekommen könnte. Das hilft gegen die Angst beim Gehen unvertrauter Wege und auch, wenn man nachts oder an einsamen Orten unterwegs ist oder sich in ungewisse Situationen begibt. Denn auch Angst kann eine Barriere sein.

Fernassistenz hilft, Barrieren zu überwinden, Probleme zu lösen, unabhängiger zu sein und selbstbestimmt Ziele zu erreichen. Man kann die Dinge zu seinen eigenen Bedingungen erledigen und zu seiner eigenen Zeit.

Für mehr Selbstständigkeit, Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung!

Mitmachende gesucht, Rückenwind erhofft

Ich freue mich über Feedback, Hinweise, neue Ideen, Kritik und Verbesserungsvorschläge zu dieser provisorischen Projekt-Website. Ich suche Menschen, die sich mit mir zusammen engagieren, mich beraten oder anderweitig unterstützen möchten.

Kontakt:
per.busch at fernassistenz.de oder perbuschmobil at t-online.de
(bitte at durch @ ersetzen und die Leerzeichen entfernen).
Sprachbox: 0561 58554552, Linkedin-Profil

Zugehörige Seiten

Demo-Videos (YouTube-Kanal

Fernassistenz für blinde Menschen (1 Minute und 57 Sekunden)

Denise ist blind. Dieses Video zeigt, wie sie sich mit Fernassistenz bei der visuellen Formatierung einer Powerpoint-Präsentation, dem Auffinden eines Briefkastens, der Nutzung eines Bankautomaten und der Bedienung einer Kaffeemaschine unterstützen lässt.

Fernassistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten (1 Minute und 52 Sekunden)

Anette hat Lernschwierigkeiten und kann nicht lesen. Dieses Video zeigt, wie sie sich mit Fernassistenz bei der Orientierung in einer unbekannten Umgebung, beim Lesen einer Speisekarte, der Ermittlung weiterer Informationen und dem Finden des richtigen Klingelknopfs unterstützen lässt.

Das Assistenz-Interface für die Fernassistenzkräfte (2 Minuten und 7 Sekunden)

Julien erklärt die verschiedenen Elemente und Funktionen der Assistenz-Benutzeroberfläche für die Fernassistenzkräfte (Prototyp 2023).

Kurzvorstellung des Projekts, Sommer 2022 (52 Sekunden)

Per ist blind und Mitgründer des Projekts. Das Video zeigt ihn auf einer Couch sitzend und dann mit seinem Blindenlangstock auf einem Bürgersteig, wo er beim Gehen einen Schlüsselbund verliert, diesen aber mit Hilfe seines Smartphones und des Fernassistenten Kai schnell wiederfindet. Der Film entstand im Sommer 2022 im Rahmen einer Smart City Crowdfunding-Kampagne der Stadt Kassel.

** Texte und Ideen von Per Busch **